1 Wilhelm I. 1861-1888. Silbermedaille o. J. (1885), 16.86 g. Beidseits in den Ecken reich verzierte Klippe. Im Zusammenhang mit dem Karolinen-Konflikt. Papst Leo XIII. mit Bischofsmütze links reicht Bismarck in Uniform und Helm die Hand. Rv. Acht Zeilen Schrift: SPANIEN DIE OBERHOHEIT UND DEUTSCHLAND DAS BENÜTZUNGS-RECHT. Stempel vermutlich von Jungfer. Blätter für Münzfreunde 46, 1911 und 47, 1912, Spalte 4993, 382/384. Sehr selten / Very rare. Gutes vorzüglich / About Uncirculated. Kleine Kratzer / Small scratches.
Über den Berliner Medailleur Robert Jungfer schreiben Buchholz/Fried, dass keine Lebesdaten bekannt seien.
Die Geschichte der Deutschen Kolonien oder Schutzgebiete dauerte nur etwa 40 Jahre und endete nach dem 1. Weltkrieg mit dem Versailler Vertrag 1919. Trotz dieser kurzen Zeitspanne war die deutschkoloniale Fläche die drittgrösste nach denjenigen Grossbritanniens und Frankreichs und bevölkerungsmässig die viertgrösste. Diese Gebiete galten als Besitz des Reiches, jedoch nicht als Reichsteile. In Afrika hatten sich die Deutschen in Deutsch-Ostafrika, in Deutsch-Südwestafrika, in Kamerun und in Togo niedergelassen, in Asien im chinesischen Gebiet um Tsingtau, in Deutsch-Neuguinea und den benachbarten Inseln, wie Salomonen, Palau, den Marshall-Inseln und den Karolinen.
Die Karolinen sind Teil Mikronesiens und bestehen aus hunderten Inseln, wovon jedoch nur wenige bewohnt sind. Spanien zählte diese Inselgruppe seit dem 16. Jahrhundert zu seinem Besitz. Um 1885 jedoch sollte sich das plötzlich ändern, als sich die auf Kopra-Export spezialisierte, deutsche Handelsgesellschaft Hernsheim & Co. An die deutsche Regierung wandte und diese bat, die Karolinen unter Reichsschutz zu stellen. Im Juli 1885 befahl Kaiser Wilhelm die Okkupation des Inselarchipels.
Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck liess die spanische Regierung im August über die Ausdehnung des deutschen Schutzmandats auf die Karolinen informieren, was sofort einen geharnischten Einspruch auslöste. Mittels Protestnote informierte Spanien die deutsche Regierung, dass es seit Jahrhunderten die Karolinen besässe, und über Presseveröffentlichungen wurde gleichzeitig das eigene Volk aufgerufen, sich aktiv gegen diese Okkupationsvorhaben der Deutschen zu engagieren, und wirklich, Massendemonstrationen fanden in mehreren spanischen Städten statt.
Die innenpolitische Schwäche der Regierung Alfons XII. In der Phase der Restauration nach der Septemberrevolution und die Unfähigkeit der Regierung, urkundliche Beweise für den Besitz der Inseln aufzuzeigen, überraschte Bismarck derart, dass er vorschlug, den Konflikt durch eine Schiedsstelle beurteilen zu lassen. Unterdessen hatten beide Konfliktparteien auf Yap und weiteren Inseln ihre Fahnen gehisst und Truppen in Alarmbereitschaft gesetzt. Als alles zu eskalieren drohte, verliessen die Spanier die Hauptinsel.
Bismarck informierte die spanische Regierung, dass ihm die Handelsinteressen der beiden Länder weit wichtiger seien als der Besitz der Inseln und schlug Papst Leo XIII. Als Schiedsrichter vor. Dagegen konnte das katholische Spanien nichts einwenden. Der Papst definierte in der Folge die Karolinen als Besitz Spaniens, gleichzeitig gestand er Deutschland die Freiheit zu, Handelsniederlassungen und Hafenstationen einzurichten. Der deutsch-spanische Vertrag vom Dezember 1885 beendete den Karolinenkonflikt amtlich. Opfer mussten beide Seiten nicht beklagen.
Während des spanisch-amerikanischen Kriegs vierzehn Jahre später, war Spanien allerdings aus kriegspolitischen Gründen gezwungen, viele Inseln der Gegend, nämlich Palau, die Karolinen und Teile der Marianen, für mehr als 16 Millionen Mark an Deutschland zu verkaufen (Deutsch-Spanischer Vertrag 1899). Diese Südseegebiete blieben in Besitz Deutschlands, bis sie 1914 von Japan besetzt und zu japanischem Mandatsgebiet erklärt wurden.
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