Exemplar der SINCONA Auktion 63, 8.-9.6.2020, Los 1639 (damals zur weiteren Untersuchung zurückgezogen) und der Auktion Spink/Taisei 36, Zürich 16./17.4.1991, Los 420, sowie Auktion Bank Leu AG 21, Zürich 18./19.10.1978, Los 311.
Das Stück wurde in der SINCONA Auktion 63 als Originalprägung angeboten. Es tauchten jedoch noch vor der Auktion - mitunter aufgrund der Tatsache, dass in den staatlichen Archiven keinerlei Hinweise auf die Existenz von zeitgenössischen Prägungen dieser Medaille in Gold zu finden waren - Zweifel an der Korrektheit dieser Zuschreibung auf. Eine eingehende Begutachtung und Analyse war allerdings erst möglich, nachdem die Medaille aus der einschliessenden Plastikkapsel eines amerikanischen Zertifizierungsunternehmens, welches dem Stück im Übrigen die Originalität attribuierte, entfernt und auch der Rand studiert werden konnte.
Auf dem Rand der Medaille sind zwei Punzen erkennbar, die so auch in den Notizen des Sammlers sowie im Katalog der Auktion Leu erwähnt worden sind: (1) A im Kreis und (2) 986 im vertieften Viereck. Eine dritte Punze wurde getilgt und ist nicht mehr identifizierbar. Mit Hilfe dieser Punzen kann der Zeitraum der Prägung dieser Medaille nun genauer eingegrenzt werden:
(1) A im Kreis: Gemäss dem österreichischen Punzierungsgesetz von 1867 wurde dem Hauptmünzamt Wien für die dort geprägten goldenen und silbernen Medaillen Punzierungsfreiheit zugesprochen, wohingegen die von Privatfirmen geprägten Medaillen der Punzierungspflicht unterlegen haben. Um alle Zweifel zu beseitigen, entschloss sich das Hauptmünzamt Wien im Jahre 1875, die eigenen Prägungen am Rand mit einem vertieft angebrachten Amtszeichen zu kennzeichnen.
(2) 986 im vertieften Rechteck: Da die Medaillen des Hauptmünzamtes Wien nach 1867, wie oben erwähnt, nicht mehr der Punzierungspflicht unterlagen, wurde die Feingehaltsangabe oft nicht eingepunzt. Sollte der Feingehalt einer Prägung dennoch festgehalten werden, wurde dies bis 1922 mit Punzen gemacht, auf denen sich ein nach links gewandter Frauenkopf befunden hat und deren Form je nach Feingehalt unterschiedlich gestaltet waren. (Quelle: A: Rohrwasser, Österreichs Punzen, 1983). Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Feingehalt vor 1922, wenn überhaupt, nicht mit Zahlen punziert wurde.
Ab 1906 bis 1984 konnte man beim österreichischen Hauptmünzamt in Wien Gold-, Silber- oder Bronzemedaille von den sich dort befindenden Originalstempeln anfertigen lassen. In einem gedruckten und broschierten Heft wurden die verfügbaren Medaillenprägungen aufgeführt, wobei Medaillen vom hier angebotenen Typ unter der Artikelnummer 601 rangieren, was nur erahnen lässt, welche grosse Zahl an verschiedenen Medaillen zur Nachprägung angeboten worden ist. Eine genaue Zahl der nachgeprägten Medaillen ist nicht allgemein bekannt. Zeitweise wurden aber in den MÖNG (Mitteilungen der Österr. Numismatischen Gesellschaft), zumindest in den 1970er Jahren, regelmässig die Auflagen der Medaillen, die nachgeprägt worden sind, angezeigt.
Die Qualität dieser späteren Abschläge ist einwandfrei, verfügte das Hauptmünzamt doch nicht nur über die Originalstempel, sondern auch über die entsprechenden hochwertigen Prägemaschinen.
Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass vom Hauptmünzamt Wien zwischen 1867 und 1875 hergestellte Originalprägungen von Gold- und Silbermedaillen aufgrund der gesetzlichen Punzierungsfreiheit keine Punzen aufweisen, wenn sie als Hofgeschenke geschlagen worden sind. Spätere Prägungen des Hauptmünzamtes (sowohl Original- wie auch auf Auftrag vorgenommene Nachprägungen) wurden jedoch mit dem in den Rand eingeschlagenen Amtszeichen A versehen, wobei der Rand der Stücke jeweils glatt war.
(Wir danken Herrn Mag. Michael Beckers, Wien, für diese Angaben.)
Daraus lässt sich schliessen, dass es sich bei unserem Stück nicht um eine Originalprägung handeln kann, sondern um einen späteren Abschlag mit den Originalstempeln. Diese wurde nach 1922 und vor 1978 (dem Jahr der erstmaligen Versteigerung des vorliegenden Stücks durch die Bank Leu AG) hergestellt. Aufgrund der bereits sichtbaren Goldtönung und der kleinen Kupferoxydation halten wir eine Prägung aus den 1960er oder 70er Jahren für wahrscheinlich.
From SINCONA Auction 63, Zurich, 8-9.6.2020, lot 1639 (at that time withdrawn for further examination) and the auction Spink/Taisei 36, Zurich 16-17.4.1991, lot 420, as well as the auction Bank Leu AG 21, Zurich 18-19.10.1978, lot 311.
The piece was initially offered in the SINCONA Auction 63 as an original strike. However, doubts about the accuracy of this attribution arose prior to the auction, partly due to the fact that there was no evidence in the public archives of the existence of contemporary gold strikes of this medal. However, a detailed examination and analysis was only possible after the medal had been removed from the plastic capsule of an American grading company, which, by the way, certified the originality of the piece, and the edge had been studied. Two hallmarks can be identified on the edge of the medal, both of which are mentioned in the collectors notes and in the Leu auction catalogue: (1) A in a circle and (2) 986 in a recessed square. A third hallmark has been cancelled and is no longer identifiable. With the help of these hallmarks, the period of production of this medal can now be defined more precisely:
(1) A in a circle: According to the Austrian Hallmark Law of 1867, the Vienna Central Mint (Hauptmünzamt Wien) was granted exemption from hallmarking for gold and silver medals struck at its premises, whereas medals struck by private companies were subject to the hallmarking requirement. In order to eliminate all doubts, the Vienna Central Mint decided in 1875 to mark its own mintages on the edge with a recessed official hallmark.
(2) 986 in a recessed rectangle: As the medals of the Vienna Central Mint were no longer subject to the hallmarking requirement after 1867, as mentioned above, the purity was often not hallmarked. However, if the fineness of a coinage was nevertheless to be recorded, this was done until 1922 with hallmarks showing a womans head turned to the left, and whose shape varied depending on the fineness. (Source: A: Rohrwasser, Österreichs Punzen, 1983). On the contrary, this means that before 1922 the fineness was not, if at all, marked with figures.
From 1906 to 1984 it was possible to have gold, silver or bronze medals made at the Vienna Central Mint from the original dies located there. In a printed and bound booklet all available types of medals were listed, whereby medals of the exact same type as offered here in our auction are listed under article number 601, which gives an idea of the large number of different medals that were offered for restrike.
The exact number of medals reproduced is not commonly known. At times, however, the MÖNG (Mitteilungen der Österr. Numismatischen Gesellschaft), at least in the 1970s, regularly reported the number of medals that had been restruck. The quality of these later strikes is impeccable, and the Vienna Central Mint not only had the original dies, but also the appropriate high-quality minting equipment. In summary, it can therefore be said that original strikes of gold and silver medals minted by the Vienna Central Mint between 1867 and 1875 do not bear any hallmarks when minted as court gifts, due to the legal exemption from hallmarking. However, more recent strikes of the Vienna Central Mint (both original and made-to-order restrikes) were marked with the official hallmark A punched into the edge, whereby the edge of each piece was plain.
(We would like to thank Michael Beckers, Vienna, for this information.)
Consequently, it can be concluded that our piece cannot be an original strike, but a later restrike with the original dies. It was produced after 1922 and before 1978 (the year when the piece offered was first auctioned by Bank Leu AG). Due to the already visible gold toning and the slight copper oxidation, we consider it likely that it was struck in the 1960s or 70s.