SINCONA Auktion 100 - SINCONA Jubiläumsauktion
Beendet

SINCONA Jubiläumsauktion

SCHWEIZ Obwalden

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Startpreis 10’000 CHF
Zuschlag 10’000 CHF

Dieses Los steht nicht mehr zum Verkauf.

Goldmedaille o. J. (nach 1791), 55.66 g. Verdienstmedaille. Stempel von Caspar Brupacher I. Gekröntes Kantonswappen von Obwalden in Wolken, darunter die Blendung Melchtals, im Abschnitt die Jahreszahl 1307. Rv. Bruder Niklaus von Flüe bei der eidgenössischen Tagsatzung in Stans, im Abschnitt die Jahreszahl 1481 zwischen der Stempelschneidersignatur.
In Originaletui mit "Ehrengabe / der h. Regierung von Obwalden / 1944". Zusätzlich beigelegt ein Schreiben des Ersten Landschreibers der Staatskanzlei Obwalden. Schweizer Medaillen 971. Wunderly 1790/1791. Sehr selten / Very rare. Fast FDC / About Mint State. Spätere Prägung von leicht rostigen Stempeln / Later strike of lightly rusty dies.

Dieses Exemplar der Obwaldner Verdienstmedaille in Gold erzählt gleich mehrere Geschichten, welche wir an dieser Stelle gerne dokumentieren: Die Prägestempel schnitt Johann Caspar Brupacher (der Ältere) 1792 und erhielt vom Stand Obwalden für drei Prägestöcke einen Lohn von 79 Gulden. Bei diesen Stempeln handelte es sich um die Eisen für Vorder- und Rückseite unserer Medaille sowie ein dritter Prägestock für eine Obwaldner Schulprämie, die man dann zum Vorderseitenstempel mit dem Motiv der Blendung des "Bauern vom Melchi" kombinierte.

Die Verdienstmedaille existiert in Gold und in Silber, wobei in der Literatur keine Prägezahlen überliefert wurden. Unser Exemplar wurde vermutlich im 20. Jahrhundert, geprägt. Ein Dokument aus dem Jahr 1960 hilft uns diesbezüglich weiter, indem wir den Besitzer unserer Prämienmedaille namentlich kennen. Es handelte sich beim Beschenkten um den damaligen Obwaldner Ständerat Walter Amstalden (1883-1966), eine bedeutende politische Persönlichkeit, welche auf kantonaler als auch auf eidgenössischer Ebene berühmt für seine Machtfülle und Ämterkumulation war. Gerade wegen dieser Anhäufung von Mandaten und Mitgliedschaften in vielen Kommissionen, lancierte ein politischer Gegner 1942 die Obwaldner Verfassungsinitiative "Gegen Ämterkumulation und für Amtsdauerbeschränkung" (im Volksmund auch "Gegen Ämtlibeigerei und Sesselkleberei" bezeichnet), welche mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde. Viele kantonale Politiker mussten in der Folge zurücktreten, und auch Amstalden gab seinen Ständeratssitz 1943 ab.

Zurück zu unserer Medaille: Es existiert ein Antwortschreiben der Staatskanzlei aus dem Obwaldner Hauptort Sarnen vom 12. Februar 1960 zu einer Anfrage des Alt-Ständerats Amstalden, in welchem vermerkt ist, dass seinerzeit sechs Stück in Gold geprägt wurden. Neben dem Exemplar für den Beschenkten wurde noch ein weiteres dem Bruder Klaus Museum in Sachseln überreicht. Vier Exemplare in Gold lagerten noch in der Staatskanzlei.

Eine zusätzliche Episode kann man zur oben erwähnten Schulprämie für die kantonale Lateinschule erzählen: Stempelschneider Brupacher hatte bei diesem dritten Prägeeisen nämlich einen Schreibfehler gemacht. Eingefasst in Lorbeergirlanden stand ursprünglich in fünf Zeilen Schrift: "PRÆMIUM / STU : JUV : / SUBSYLVANIÆ / SUBERI= / ORIS." und diese Version mit SUBERIORIS(sic) anstelle von SUPERIORIS wurde in beträchtlicher Anzahl geprägt und auch verteilt. Irgendwann wurde der Fehler entdeckt, worauf er auf den noch verbliebenen Exemplaren von Hand korrigiert werden musste. Die Spuren dieses "offiziellen Eingriffs in das Werk Brupachers" sieht man allerdings meistens gut.